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Das Zurückweichen der Bewegung République en Marche von Emmanuel Macron vor den Gilets Jaunes läßt erkennen, welche Bedeutung der explosive Protest der vergangenen Wochen in Frankreich hat.

 

Das erste Ziel des Protestes war der arrogante französische Staatspräsident, der in seiner Rede an die Nation am 10. Dezember das Scheitern seiner Politik eingestehen mußte. Macron ist die Personifizierung der technokratischen Macht in Europa, und sein Scheitern ist auch das Scheitern des wirtschaftlichen und sozialen Käfigs, der Frankreich von den Eurokraten aufgezwungen wurde. Die politischen Gewinner des Machtkampfes sind vorerst die politischen Parteien, die bei den Präsidentschaftswahlen 2016 unterlegen sind. Das sind der Rassemblement National von Marine Le Pen und La France insoumise von Jean-Luc Mélenchon, die im ersten Wahlgang zusammen 47 Prozent der Stimmen gegen 24 Prozent von Macron erhalten hatten, aber in der Stichwahl von ihm besiegt wurden. Sie holen sich nun die Revanche.

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Die Gilets Jaunes und die Gruppe im Dunkeln

Der Anti-Elitarismus, der auch das Denken von Noam Chomsky charakterisiert, ist allerdings das Schlachtroß der Linken.

Yves Mamou schrieb in Le Figaro vom 4. Dezember, daß die Gilets Jaunes keine Revolution, sondern eine Bewegung der „Nationalen Restauration“ sind gegen die in den vergangenen 30 Jahren von den Eliten in Politik, Wirtschaft und Verwaltung aufgezwungene Revolution.

Die Analyse ist richtig, wenn sie sich auf eine Seele des Protests bezieht. Der hat allerdings mindestens zwei Seelen: eine rechte und eine linke.

* Die erste verkörpert das wirkliche Frankreich, das Frankreich der Bauern, der Handwerker, der Kaufleute, der Freiberufler und der Militärs. Es ist das Frankreich des wahren Reichtums, der in erster Linie ein moralischer Reichtum ist, weil er auf der Bereitschaft zum Opfer gründet und auf einem Schatz von gemeinsamen Werten.
* Die zweite Seele ist das Frankreich des sozialen Hasses, der direkt von der Französischen Revolution herrührt. Dahinter steckt der Traum der Jakobiner, Anarchisten und Trotzkisten nach Vergeltung, weil der marxistisch-leninistische Bürokratenstaat gescheitert ist.

Zwei Seelen fließen auf dem Platz der „Souveränität“ und des „Populismus“ zusammen, während ein anderer Platz im Schatten bereits seine Waffen wetzt.

Die Einwanderer der ersten, zweiten und dritten Generation sind der Revolte ferngeblieben, zu deren Hauptzielen die Ablehnung der Masseneinwanderung gehört. Sie werden aber nicht lange stillhalten.

In Zukunft scheint sich das Szenario, deren Hauptfiguren die Gilets Jaunes sind, mit einem anderen zu überlagern, das Laurent Obertone 2016 in seinem Zukunftsroman „Guerilla: Le jour où tout s’embrasa“ („Guerilla. Am Tag, an dem alles brannte“) beschreibt.

Während die Fünfte Republik ihre offenen Flanken und ihre Verwundbarkeit zeigt, stehen in Frankreich zwei Plätze bereit, zu explodieren: der multikulturelle und der souveränistisch-populistische Platz – und wenn Frankreich explodiert, explodiert Europa.

*Roberto de Mattei, Historiker, Vater von fünf Kindern, Professor für Neuere Geschichte und Geschichte des Christentums an der Europäischen Universität Rom, Vorsitzender der Stiftung Lepanto, Autor zahlreicher Bücher, zuletzt in deutscher Übersetzung: Verteidigung der Tradition: Die unüberwindbare Wahrheit Christi, mit einem Vorwort von Martin Mosebach, Altötting 2017. Zwischenüberschriften von der Redaktion eingefügt.

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