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Ein Gastbeitrag von Herwig Schafberg

„Der Nationalstaat darf gewiß nicht als höchster Wert gelten, aber er ist in ganz Europa immer noch eine seelische Notwendigkeit. Wo Nationen in ungeliebte Staaten gepfercht werden, dort besteht Gefahr für ihre Freiheit und für den Frieden.“
(Helmut Schmidt am 3. Oktober 1991,
dem ersten Jahrestag der deutschen Einheit)

Handeln für Deutschland war das, was Helmut Schmidt als Politiker zielstrebig im Sinn hatte – und es ist der Titel eines seiner vielen Bücher, in denen es um politische Entwicklungen und Probleme geht, die ihm sowie anderen Politikern zu schaffen machten. Da er mit seinen Büchern selber Geschichte schrieb und in dem Zusammenhang auch Bilanz des eigenen Handelns zog, ist es nicht ganz richtig, wenn er auf die Frage, wie er seine Rolle in den Geschichtsbüchern sähe, zur Antwort gab, das wäre ihm nicht wichtig; „denn wenn es geschrieben wird, bin ich längst tot.“ 

Am 23. Dezember ist Helmut Schmidts 100. Geburtstag, den er nicht mehr miterleben kann. Er starb 2015 nach einem langen schaffensreichen Leben als hoch angesehener Politiker und Publizist.

Wer im Staat mitgestalten wollte, sagte einst der damalige Bundestagspräsident Eugen Gerstenmaier, der müßte „in die Aschenbahn der Politik herabsteigen, oder aber die Politik mit seiner Feder so beeinflussen, daß er dabei gehört wird.“

Helmut Schmidt tat beides: Er war als Abgeordneter im Bundestag, als Hamburger Senator, als Bundesminister sowie Bundeskanzler dreißig Jahre lang in zunehmendem Maße an der Gestaltung der Politik in der Bundesrepublik Deutschland beteiligt (1953-1982) und gab dann im letzten Drittel seines Lebens als „Elder Statesman“ mit Schreiben und Reden Ratschläge, auf die allerdings nicht immer und überall gehört wurde.

Im Unterschied zu vielen seiner jüngeren Parteigenossen war ihm die nationale Frage stets wichtig gewesen:

„Zwar haben manche Intellektuelle uns schon des Längeren einreden wollen, wir sollten freiwillig auf unsere nationale Identität verzichten, sie sei nicht mehr zeitgemäß“, schrieb er ein Jahr nach der wiedergewonnen Einheit Deutschlands in seinen von der ZEIT veröffentlichten „Einmischungen“:  

„Aber diese klugen linken Liberalen haben bloß für ihresgleichen gesprochen, die – angesichts unserer Geschichte nicht unverständlich – Schwierigkeiten damit hatten, sich mit ihrem eigenen Volk zu identifizieren.

Tatsächlich hingen wir Deutschen – sei es in Leipzig oder Weimar,… in Hamburg oder Heidelberg – an der gemeinsamen Nation, aus den gleichen Gründen wie die Polen oder die Ungarn… die Franzosen, die Holländer oder die Engländer.“

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