(Bernd Ulrich ist stellvertretender Chefredakteur der Zeit, d. Red.)

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Ulrichs Eloge beginnt mit der steilen These:


„Wenn Angela Merkel abtritt, steht nichts mehr zwischen den Deutschen und der Wirklichkeit. Sie sind darauf nicht gut vorbereitet.“


Darunter eine Fotomontage, in der die Kanzlerin in schönster Abenddämmerung in gebeugt Richtung Bildrand schreitet. So viel Mut zum Kitsch ist schon fast wieder witzig, wenn der Text danach nicht so bitter ernst gemeint wäre.

„Am besten fangen wir schon mal an, uns nach ihr zurückzusehnen. Nach dieser starken Frau, dieser unvergleichlichen Politikerin und großen Kanzlerin.“

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Ach ja, die Gute (Merkel, d. Red.) ist frei von jeglichen Rachegefühlen, lässt alle Meinungen zu, behauptet Ulrich, der bekennt, dass er der Kanzlerin auch persönlich begegnet ist. Er muss eine ganz andere Frau getroffen haben, als ich kenne – immerhin seit Anfang 1990, seit wir Pressesprecherinnen von neu gegründeten Parteien waren. Ich für die Grüne Partei, sie für den Demokratischen Aufbruch.

Ich (Vera Lengsfeld, d. Red.) habe immer nur eine Merkel erlebt, die nicht den geringsten Widerspruch duldet und die alles andere, als nicht rachsüchtig ist. Seit sie Kanzlerin ist, sorgt Fraktionsvorsitzender Volker Kauder dafür, dass es keinen Widerspruch gegen Merkel gibt, wenn doch, hat das Folgen.

In Merkel-Deutschland herrscht die Angst, auch außerhalb der Bundestagsfraktion. Das Land ist tief gespalten. Statt diese Spaltung zu heilen, wird sie mit jedem Tag weiter vertieft. Denunziation, soziale Ausgrenzung, Übergriffe auf Büros, Wohnhäuser und Unternehmen von Andersdenkenden, bis hin zu körperlichen Attacken, sind an der Tagesordnung. Das hat es natürlich auch schon früher vereinzelt gegeben. Neu ist, dass es jetzt systematisch verübt wird und die Regierung Merkel das indirekt finanziert, wenn es dem „Kampf gegen Rechts“ dient.

In Merkel-Deutschland haben Menschen Angst, eine Bundestagspetition zu zeichnen, die als missliebig gilt, weil sie der Politik der Kanzlerin widerspricht. Sie fürchten den Verlust ihres Arbeitsplatzes, nicht ohne Grund, denn es wurde Unterzeichnern öffentlich mit dem wirtschaftlichen Ruin gedroht.

Nein, die Deutschen machen sich bestimmt wenig Illusionen über die Realitäten in Merkel-Deutschland.

Inzwischen soll die Ablehnung ihrer Flüchtlingspolitik auf 70% der Bevölkerung gestiegen sein. Dieser Mehrheit wird in den Medien nicht nur keine Stimme gegeben, sie wird mit allen propagandistischen Mitteln bekämpft.

Leider werden wir auf absehbare Zeit noch keine Gelegenheit haben, uns nach Merkels Kanzlerschaft zurückzusehnen.

Sie wird sich bis zum allerletzten Moment an ihr Amt klammern, egal welche Folgen das für Deutschland oder Europa hat.Wir wissen aus der jüngsten Geschichte, dass sich bankrotte Systeme und unfähige Politiker noch lange halten können. Manchmal verheerend lange.

Aber dann sind sie weg und die Apologeten stehen blamiert da.

Ulrich wird sein Text eines Tages so peinlich sein, wie Johannes R. Becher sein Stalin-Gedicht. Aber Becher hatte sich selbst eine Rechtfertigung für sein Tun auf den Grabstein geschrieben:

„Denn dies war meines Werkes heilige Sendung – Dienst an der Menschheit künftiger Vollendung“.
Ich fürchte, Ulrich wird dem heimlich zustimmen.

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