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II.

Die Briten sind Untertanen. Sind sie deshalb Demokraten zweiter Klasse? Das Gegenteil ist der Fall. Denn das Unterhaus ist ausschließlich mit direkt gewählten Abgeordneten besetzt. Regierung und Opposition sitzen einander auf Augenhöhe gegenüber. In Deutschland gibt es nicht einmal die Möglichkeit, im Parlament der Kanzlerin direkt und unzensiert Fragen zu stellen. Niemand zwingt den deutschen Regierungschef sich im offenen Schlagabtausch zu bewähren. Es gibt in Großbritannien keinen Kanzler/innenkult wie in Deutschland, wo Macht bewundert und ihr gehuldigt wird. In England ist Theresa May nicht Premierministerin von Queens Gnaden. In Deutschland verdankt die gegenwärtige Kanzlerin einem Präsidenten ihr Amt, den sie sich selbst ausgesucht hat.

III.

Der gegenwärtige Bundespräsident und seine Vorgänger, zwei davon früh verabschiedet, diese demokratischen Ersatzmonarchen auf Zeit, sind amtlich bestellte Klugscheißer. Dabei sind sie noch nicht einmal direkt gewählt.

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Steinmeier ist de facto Merkels Vizekönig, ein Oberhofschranze mit Amt und Würden.

Ich plädiere für die ersatzlose Streichung dieser Position. Solange er nicht direkt gewählt wird, sollte der Parlamentspräsident Staatsoberhaupt sein, da er doch den Souverän repräsentiert.

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VI.

Nationalismus in England: Ja, und wie !

Da ist kaum jemand angekränkelt von den Menschheitsverbrechen der kolonialen Vergangenheit, niemand von Schuldgefühlen zermürbt – die kein Bundespräsident weihevoll schürt.
Der Brite singt aus vollem Hals „Rule Britannia!” ohne schlechtes Gewissen. Die Last Night of the Proms ist ein grandioser, nationalistischer Hexensabbat in der Royal Albert Hall. Das Pathos ist gebrochen durch Witz und Selbstironie.

Der Union Jack schmückt auch die Narrenkappe.

Wir dagegen machen Fahne und Hymne zum Narren.

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